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Verkürzte Fabeln und Märchen - von TomWesel, 2006, 25 S.


Neben meinem Hang zur Depression & dem Drang einen kritischen Blick von Außen auf die Welt und das Leben zu werfen und beides, die Depression als interne, wie den Blick von Außen als externe Wahrnehmung, zu kommentieren, schlummert in mir ein Tier. Dieser, auch Humor genannte Spaßvogel wacht gelegentlich auf und beschert mir Situationen unbeschwerter Gedankenversunkenheit. Natürlich sind Tiergedichte die humorvoll sein wollen nichts Neues, dennoch möchte ich diese Seite meiner Persönlichkeit nicht einfach im Käfig meiner Selbstzensur verrecken lassen. Wenn ich mir den niveaulosen Humor anhöre, welcher aus den Medien auf uns einprasselt, dann ist es nicht nur legitim sondern meine Pflicht die Käfigtür zu öffnen und dem Vogel die Freiheit zu geben. Begonnen hat dieses Experiment mit einem spontanen Einfall. Nach der Lektüre einiger Gedichte, eines relativ bekannten, häufig komischen Dichters, entstanden in mir, wie aus dem Nichts kommend, folgende Zeilen, welche dazu führten, dass ich häufiger derartige Wortspielereien zu Papier brachte.   

Es war einmal ein Pferd das fiel                                                          trotz größter Krokodielgefahr                                                             mit voller Absicht in den Nil                                                              und zwar weil es ein Nilpferd war


Es sitzen an den Wänden meiner Küche                                               so circa sechsundzwanzig Raben                                                        sie erzeugen ungewöhnliche Gerüche                                                  ach Gott, dass sind ja Küchenschaben


Über den Kanal springt, förmlich fliegend                                              eine große Gruppe weißer Löwen                                                       die Schwerkraft nahezu besiegend                                                     genau genommen sind es Möwen


Ein Zebra trabte durch die Stadt                                                        und fand den Tod durch Autoreifen                                                     jetzt klebt es auf der Straße platt                                                      seit diesem Tage gibt es Zebrastreifen


Es war einst eine Maus
die lebte ziemlich unbeschwert
in einem alten Herrenhaus                                                             doch etwas war bei ihr verkehrt
jeden Abend in der Dunkelheit                                                           hat sie des Hauses Dach bestiegen                                                     und machte sich für einen Sprung bereit                                              als könnten Mäuse fliegen
die Maus sprang in die dunkle Nacht                                                   und breitete gekonnt die Flügel aus                                                     sie ist nicht auf dem Boden aufgekracht                                              denn sie war eine Fledermaus


Bei einem Spaziergang am Kanal                                                         traute ich meinen Augen kaum                                                           da war ein riesengroßer Mörderwal                                                     und wie in einem bösen Traum                       
kam er direkt auf mich zu geschwommen                                             bevor die Todesnähe ich so recht begriff                                              konnte ich auch schon zur Ruhe kommen                                             der Mörderwal war nur ein Binnenschiff




Ach so nette Sonette-Sonette. Texte von TomWesel, Bilder von U. P. 2007, 18 S.

Die Vorstellung etwas zu machen was zutiefst unmodern ist, reizt mich. Modern sein meint immer auch prinzipielle Abgrenzung vom Alten und Abgrenzung um der Abgrenzung Willen, als Versuch dogmatisch Anders zu sein ohne zu wissen warum. Dieser Massen kompatiblen Nichthaltung wollte ich eine unmoderne Dichtung entgegensetzen ohne dabei inhaltlich in unreflektierten Traditionen zu versacken. Es ging mir nicht primär um das Sonett, sondern viel mehr um die Freiheit Alles ausprobieren zu dürfen. Die Idee war, zu verschiedenen, ganz einfachen Überschriften, möglichst viele Sonette zu verfassen und diese Idee habe ich umgesetzt. Das enge Schema und die relativ vorgegebene Reimform des Sonetts wollte ich durch eine gewisse Ironie im Inhalt  ergänzen, bzw. beide im Widerstreit agieren lassen. Ob dies gelungen ist, kann im Folgenden überprüft werden.


Das Sonett

Es fließt wie eine Melodie                                                        
wie ein Fluss hat es ein festes Bett                          
genormtes Was und vogelfreies Wie                                     
es ist widersprüchlich das Sonett

festgelegt: des Reimes Schema
unterliegt es starren Normen                                                            
jedoch die Worte und das Thema                                                 
erheben frei sich über alle Formen

das Sonett in seiner starren, engen                        
und regiden Förmlichkeit                           
kann durchaus formlos Ketten sprengen

weil es sich durch sich selbst befreit
ohne seinen Ursprung zu verdrängen
ist es ein Stachel in der Zeit

Die Liebe
da vorne steht die liebe Liebe                                                            sie legt ganz zart den Arm um dich                                                     wenn ich mich jetzt zu ihr hinüber schiebe                                           vielleicht umarmt sie ja auch mich


die Liebe scheint nach Liebe süchtig                                                   und hat dich für sich auserkoren                                                        das macht mich ja glatt eifersüchtig                                                   ich hab mein Herz an dich verloren


wie aber soll ich dich denn lieben                                                       wenn zwischen uns die Liebe steht                                                    wir müssten einen flotten Dreier schieben


ich kann die Ungewissheit nicht ertragen                                              wie es wohl mit uns weiter geht                                                        wir sollten mal die Liebe fragen



Das Geld
Geld ist flach und rund und aus Metall                                                 oder noch flacher und größer, dann aus Papier                                      Geld ist der moderne Sündenfall                                                          es ist ein nimmersattes Ungetier
Geld kann sich selbst vermehren                                                         und dafür muss es leider morden                                                         weil Menschen Geld verehren                                                             ist es zu einem Gott geworden
Götter haben prinzipiell Recht                                                             daraus ergibt sich logisch ihre Macht                                                   und diese Macht ist selbstgerecht
Geld will allein und unbeschränkt regieren                                             weshalb es Alles lenkt und überwacht                                                 um so der Menschen Leben zu diktieren


    

Die Zivilisation
Sie glaubt sie sei das Ziel                                                                 der Menschheit und der Welt                                                             und ihr gezinktes Spiel                                                                     dreht sich um Macht und Geld
in Glanz und Gloria gehüllt                                                                 und alle Sinne eingelegt in Größenwahn                                               damit die Prophezeiung sich erfüllt                                                    die Zivilisation sei Gottes Plan                                                     
Gottes eigne Zivilisation                                                                   das elitärste und gerechteste Schafott                                               baut ihren babylonschen Turm
der bis zum Himmel und zur Hölle reicht                                               solange bis ein Schicksal, Zufall, Teufel oder Gott                                  die Zivilisation aus seinem Universum streicht


Klopfzeichen aus einer anderen Dimension / CD
Am 17.12.2006 habe ich mit einem Mikrophon über meine Stereoanlage eine Lesung von mir, aufgenommen. Die Qualität der Aufnahme ist miserabel. Es ist leichter vor Publikum zu lesen, als alleine im Zimmer & so ist auch der Lesefluss etwas gebremst. Um einen Eindruck zu bekommen ist die CD durchaus geeignet.

Es ist doch scheiß egal
wie jemand heißt
& gottverdammt noch mal
auch welchen Gott er preist

solange dieser Mensch er selber ist
& von Macht- & Herrschgedanken frei
es ist auch völlig einerlei
wie alt ein Mitmensch ist

wenn er sich nur sich selbst erhält
& sich nicht an eine Anpassung verkauft
die sich für unantastbar hält
egal, in welchen Schuhen ihr durchs Leben lauft
welches Getränk ihr, wie oft, in welchen Mengen sauft

ihr werdet Eure Gründe
haben, wie auch ich die Meinen
es gibt nur eine Sünde
menschliche Grenzen zu verneinen
                                                                                                Alles Andere ist Firlefanz
ob wer gewinnt oder verliert
in welchem Schatten oder welchem Glanz
sich jemand präsentiert

es ist das Recht uneingeschränkt
auf Sterben wie auf Leben
auf Nehmen & auf Geben
jeder Mensch soll derart Leben
können, dass er sein Leben selber lenkt

hast Du am Arsch ein Muttermal
oder eines im Gesicht
ist wirklich so was von egal
das interessiert ganz einfach nicht

es sind nur Fürze im Gehirn
reine Blutverwandtschaft zu verehren
Freundschaft heißt die Stirn
zu haben, sich gegen diesen Schwachsinn zu erwehren

was schert mich braue oder weiße Haut
& Nationalbewusstsein kotzt mich an
wer welche Liebesformen baut
geht mich in keiner Weise etwas an

die meisten Eigenschaften sind belanglos
groß, klein, weiß, schwarz, viel oder wenig Kraft
ist die Begegnung undogmatisch, zwanglos
entsteht die Grundlage, die Freundschaft schafft

es geht einzig um die Wellenlänge
& darum, Persönlichkeiten zu erfassen
& ob die Leidenschaften & die Zwänge
zweier Menschen zueinander passen



Projekte in Arbeit:                                           
Gedichtband - Interviews mit einzig wahren Göttern, Gedichtband - Im Zerfall begriffen, Roman - Auf der anderen Seite, Gedichtband -  Sex-Wessel setzen,
Kurze Kurzgeschichten - Abgerissen,


Interviews mit einzig wahren Göttern

   Prämortal

Wenn ich Gott wäre
gäbe ich Allen
die sich ständig vor den Fernseher knallen
die Ehre
diese Stunden zu Jahren zu addieren
& ihnen von der Lebenszeit zu subtrahieren

wäre ich der Herrscher über die Welt
würde ich allen
Mächtigen & Reichen
die ihr Leben, leben für Geld
& in Selbstgerechtigkeit verfallen
Jahre von der Lebenszeit wegstreichen

wenn ich Jehova wäre
zöge ich Allen
die ihre geistige Leere
& ihr seelisches Verfallen
mit dem Konsum von Alkohol auffüllen
um sich so in zweifelhaftes Glück zu hüllen
Jahre & zwar nicht zu knapp
von den Lebensjahren ab

wäre ich Allah, würde ich Allen
die sich für Auserwählte halten
& sich in der Rolle des Gotteskriegers gut gefallen
die Lebenszeit in Stücke spalten
& angemessen viele davon einbehalten

wäre ich der einzig wahre Schöpfergott
würde ich Allen
die leben im immer gleichen Trott
die in zwanghaftes Marschieren verfallen
& vor ihren schöpferischen Energien
& Fähigkeiten, in einen vorgefassten Alltag fliehen
entsprechend, Jahre von der Lebenszeit abziehen

wenn ich der Gott der Sonne wäre
subtrahierte ich
Allen von der Lebenszeit
die Stunden wo sie sich
unter Sonnenbänke legen
um ihren ewigen Jugendwahn zu pflegen
 
Wäre ich der Gott der Götter
würde ich, all jene Spötter
die sich als Teil von Gott erfahren
in dem sie an Personengötter glauben
sich instrumentalisieren lassen
& dadurch ihren Lebenssinn erfassen
durch Abzug von den Lebensjahren
genau dieses Lebenssinns berauben  

 

Spätnachmittag im Hinterhof
eines Zehnparteienhauses
in einer einfachen Wohngegend
wie es heißt
ist hier die ehemalige Arbeiterklasse zu Hause
die jetzt arbeitslos ist
die Sonne strengt sich mächtig an
& erwärmt die Luft
auf über 20°C
& das Anfang April
gut so
ich sitze da
lasse die Sonne
auf meinen Körper wirken
trinke dabei Tee
& bin ganz zufrieden
mit mir & der Welt
denn Alles ist
erstaunlich weit weg
der Alltag
die Nachbarn
obwohl sie mich beobachten können
aus ihren Küchen- oder Wohnzimmerfenstern
doch diese potentiellen Blicke
stören mich nicht
der Streit im Garten nebenan
die neuerliche atomare Aufrüstung
das Töten im Namen des Guten
des Bösen, der Wahrheit, der Lüge
das Zeugen & Bezeugen im Namen
des Vaterlandes & der Ehre
die Sehnsucht nach Liebe
all das
ist erstaunlich weit weg
auch das Leben
& der Tod
alles egal
morgen werde ich sterben
oder in fünfzig Jahren
wo ist der Unterschied
jetzt ist es heiß
das Leben
& der Friede ist mit mir
der Schweiß fließt
wie die Befreiung von der Schuld
& von aller Verantwortung
Liebe ist die Verbundenheit
mit dem Augenblick
das Rot
wenn man mit geschlossenen Augen
in die Sonne sieht
ist eine parallel Welt
inmitten & außerhalb
der Wirklichkeit
so wie auch der Tod
dazu gehört ohne dazu zu gehören
eine eigene Todeswelt
mit einer ganz besonderen Wirklichkeit
dessen Lebendigkeit sich nur dem erschließt
der das Leben hinter sich gelassen hat
mein Flecken Erde
dreht sich langsam
von der Sonne weg
der Schatten wächst
& die Turmuhr in mir
schlägt vier mal für die volle Stunde
& dann sieben mal
das Pendel schwingt hin & her
& klingt wie mein Herzschlag 

 

Mich packt der Jähzorn
wie der Orkan ein Segelboot
das letzte Einhorn
fang ich ein & schlag es tot

mich ergreift die Wut
wie die Katze eine Maus
die letzte Glut
in einer Winternacht, ich lösch sie aus

mich übermannt der Hass
wie ein Herrscher sein gesamtes Land
das letzte Wasserfass
in einer Wüste, gieß ich in den Sand

mich erfüllt die Aggression
wie ein Gott die Herzen
jedwede Kommunikation
ertränke ich in Schmerzen

Mein immer gleicher Blick
aus dem immer gleichen Fenster
auf die immer gleiche Umgebung
ist immer anders
als sei alles Vordergründige
von marginaler Bedeutung
jeder Sinn erschließt sich
im Detail
der Schwerkraft gehorchend
verschlägt es einen Niederschlag
aus sphärischen Höhen
zur oder auf die Bodenständigkeit
Schneeregen  bewegt sich
die kalte Februarluft
dringt ein
ins Bewusstsein
schiebt sich eine zwiespältige
Sehnsucht nach Ankommen
in der & reisen mit der Liebe
es ist fast unerträglich zu wissen
das es alle Möglichkeiten gäbe
aber nur eine Möglichkeit
erlaubt ist
& ideell wie materiell
subventioniert wird
wie schön doch der Stillstand sein könnte
verstoße er nicht gegen die Mechanismen
des auf Expansion & Effektivität
getrimmten Getriebes
& als Teil dieses Motors
bleibt kaum etwas anderes übrig
als zu funktionieren
Anpassung des Seins
an die Aufgabe des Haben Müssens
um überstehen zu können
Gleichschaltung der Individuen
für das große Ganze
hier Parallelen zu ziehen
ist nicht nur unerwünscht
sondern wird bestraft
eine Methode wird zum einzig gültigen
& möglichen Gesetz erhoben
Das Gegenmodell
die Gestaltung des großen Ganzen
für die freie Entfaltung aller Individuen
wird zur Bedrohung stilisiert
Mein immer gleicher Blick aus dem Fenster
sieht die Frau mit dem Säugling
nach Hause kommen

Roman - Auf der anderen Seite

Vor etwa 10 Jahren habe ich einen Roman geschrieben, in zwei Etappen von je einen halben Jahr, dazwischen lag eine schreibfreie Zeit von ungefähr zwei Jahren. Jahrelang wartete das Manuskript darauf abgetippt zu werden. Durch den Einsatz von Pe, die dafür sorgte das Sanni dass Tippen übernahm, liegt nun dass abgetippte Manuskript vor. Danke dafür an Euch beide. Jetzt ist es an mir dass Schriftstück zu überarbeiten & zu korrigieren. Da mein Leben nicht ganz einfach strukturiert ist, verschiebe ich die Arbeit an dem Roman immer wieder, auch wegen der Gefahr während des Bearbeitens auf hochgradigen Unsinn zu stoßen. Wann & wie auch immer es mit diesem Werk weiter gehen wird, kann ich nicht sagen, hier nur der Anfang.

Jetzt sitze ich hier und es geht mir gut, es geht mir sehr gut sogar, besser als je zuvor. Ich sitze hier, weiß nicht, wie es weitergehen soll, denn es ist schwer, sich über Wasser zu halten wenn man nicht schwimmen kann, ich kann eigentlich herzlich wenig, in meine, insgesamt kann ich so wenig, dass es schwer wird zu bestehen in einer Gesellschaft, in der ich vieles können müsste und die wenigen Fähigkeiten, die mir zur Verfügung stehen, die ich in meinem bisherigen Leben nur sehr selten für mich verwenden konnte, sind jetzt zuerst einmal völlig nutzlos für mich, da alles anders geworden ist.


Im Zerfall begriffen - von Todesangst & Todessehnsucht

Gegensätze & Extreme haben mich schon immer fasziniert und so wie es in meinen Texten um Leben geht, so geht es auch um Tod. Mir drängt sich oft der Verdacht auf, dass der Tod & das Sterben in unserer Gesellschaft gerne verdrängt werden, obwohl beides zum Leben dazu gehört. Diese Feststellung brachte mich zu der Idee einen Gedichtband zu machen, der sich ausschließlich mit dem Tod beschäftigt. Jedoch sollte dieses Buch kein Fachbuch über den Tod werden, sondern ein Buch welches Texte enthält die das Thema Tod & Sterben auf sachliche, ironische, sarkastische, traurige & lustige Weise beschreiben. Tod & Leben werden grundsätzlich überbewertet, beide sind weder so toll noch so schlecht wie ihr Ruf. Beide erfordern eine enorme Menge an Arbeit.

Der Tod, arbeitet bereits im Garten
mit der Sense, die er immer bei sich trägt
kürzt er Gras, denn er muss warten
bis seine Stunde schlägt

dann geht er zielstrebig ins Haus
sucht & findet die dem Tod Geweihte
schlägt das Lebenslicht mit seiner Sense aus
& begleitet diesen Menschen auf die andere Seite

dann nach der vollbrachten Arbeit
ruht der Tod vom töten aus
schon bald schlägt wieder seine Zeit
& er besucht das nächste Haus































Beim oder kurz vor dem Eintritt
in die Erdatmosphäre
bei ungefähr X-facher Lichtgeschwindigkeit
wurde das Raumschiff
aus noch ungeklärter Ursache
in seine Einzelteile zerlegt
der Tod war schon da
& beglückwünschte die Astronauten
zu ihrem neuen Dasein
wer das Risiko Leben eingeht
kommt um die Konsequenz Tod nicht herum
wer mit X-facher Lichtgeschwindigkeit fliegt
sollte nicht noch viel Zeit benötigen
um vor dem Tod noch etwas zu klären
die halbe Welt ist entsetzt
über diese Tode
vielleicht weil sie so teuer waren
da hätten einige zehntausend Tode verhindert
nein, verzögert werden können
da es aber wertvolle & wertlose Leben gibt
gibt es auch wertvolle & wertlose Tode
& manche haben eben das Recht auf
milliardenschwere Beerdigungen
dem Tod sind diese Wertungen einerlei
er weiß was er zu tun hat
& wenn es sein muss arbeitet er auch
am Rande der Erdatmosphäre
sicherlich eine angenehme Abwechslung
zu diesen ständigen Aufträgen
bei bis auf die Knochen abgemagerten Kindern





Dieser Brei dort auf der Straße
war mal ein Tier
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
eine Amsel
schmutzig schwarze Federn
zittern im Wind als seien sie lebendig
ein orange-gelber Schnabel
ragt zum Himmel empor
aufgerichtet zum letzten Gebet
oder zum letzten Gesang
zum Abgesang des Lebens
der abrupt abgebrochen wurde
vermutlich zum Schweigen gebracht
durch ein Auto
die Amsel
zuerst durch einen Kühlergrill zerfleddert
& dann von Reifen auf den Asphalt gepresst
der Lebenssaft der Amsel
als rot-braune Brühe auf der Straße
wirkt wie eine Oase für Insekten
in einer harten, gefährlichen Einöde
die tote Amsel
eine Lebensquelle
ein sich ständig veränderndes, vergängliches
unsterbliches Meisterwerk
eines Künstlers
der es versteht alle Energien
allen Fortschritt, alle Absurditäten
des Lebens
durch sein Einwirken
zu einer grandiosen Aktionskunst zu machen
Kunst ist ein absurder Begriff
unterstellt er doch Künstlichkeit
dabei ist nichts natürlicher als der Tod
wer sagte doch gleich
„die Kunst zu leben besteht darin
das Sterben zu lernen“?









Wenn einst der Tag gekommen ist
will ich wissend mich ergeben
& löse mich von all dem Mist
denn so vollendet sich das Leben

bevor der Tod mich dann beehrt
mache ich noch eine Abschiedsfeier
für jeden Menschen der mich je begehrt
& nach der Feier werd ich Aas für Geier

nun gut, es ist soweit, der Tod klopft an
er hat die Sense mit, ich lass ihn ein
wir unterhalten uns & dann & wann
gieße ich Schnaps in unsre Gläser ein

ich will dem Tod ins Auge sehen
& mit ihm auf das Leben trinken
& auf den Tod & das Vergehen
um dann zur Unterwelt zu sinken

der Tod sagt dann: „es ist soweit
ich muss dein Leben jetzt beenden“
ich antworte: „nur zu ich bin bereit
mich diesem Leben zu entwenden“

der Tod, sehr souverän & routiniert
macht dann mit meinem Leben Schluss
was mich nicht weiter konspiriert
weil jedes Leben eben sterben muss 

kann meine Seele dann noch denken?
& höre ich Musik erschallen?
sehe ich, wenn sie mich in die Erde senken
& mir selber zu beim langsamen Zerfallen?

Wenn auf meinem Körper ich dann Würmer seh
& ein Wurm sich, auf mir, mit dem Andern paart                                dann sag der Menschheit ich Ade
auf, auf zur allerletzten Fahrt


Die Texte in dem Buch sollen durch Fotos vom & über den Tod ergänzt werden:


Drossel auf Asphalt des Hohlen Weges



Eichhörnchen auf der Hauptstrasse zwischen Güls & Winningen



Weiterhin führe ich derzeitig ein Projekt durch: Im Zerfall begriffen. Ein Buch & ein Text auf Pappkarton geschrieben, den Naturgesetzen ausgesetzt & beide während ihres Zersetzens fotografiert.


Vergänglich - Text auf Pappkarton der Witterung ausgesetzt.

Alles ist vergänglich                                                                         das ist hinlänglich                                                                            bekannt                                                                                         & doch, wir versuchen                                                                      alle die Unendlichkeit                                                                       zu buchen                                                                                      wie einen Wundverband                                                                   der jede Blutung stillt                                                                      wir sind nicht gewillt                                                                        den Tod zu integrieren                                                                     ewiges Leben                                                                                 kann es nur geben                                                                          im Lebendigkeit verlieren                                                                   Tod & Leben sind vereint                                                                  als Ende & Beginn                                                                           denn Leben meint                                                                           im besten Sinn                                                                    chronische Dekadenz













Buch unter Kellerentwässerung











Textsammlung: Sex Wessel setzen - unmoralische Offenbarungen für wegen & über Frauen

Grundidee dieses Buches ist die Beschreibung der Gefühle & Gedanken eines, schwerpunktmäßig heterosexuell veranlagten, Mannes während er Frauen betrachtet. Der Umgang der Geschlechter miteinander ist nicht ehrlich & offen, sondern basiert entweder auf Klischees oder auf Verdrängung. Dabei ist es, um Verständnis füreinander entwickeln zu können unbedingt notwendig die angelernten & oder veranlagten Merkmale offen zu legen. Wir verhalten uns so, als gäbe es nur jeweils zwei Kategorien von Frauen & Männern. Sexistisches Arschloch oder braver Familienvater, selbstbewusste Karrierefrau oder angepasste Befehlsempfängerin. Dabei steckt Alles in Allen. Ein Bereich bei schwerpunktmäßig heterosexuell veranlagten Männern ist die Wahrnehmung der sexuellen Reize von Frauen. Das kann man für banal & nicht erwähnenswert halten oder für eine Unverschämtheit, dennoch scheint mir der offene & ehrliche Umgang mit unseren Veranlagungen notwendig zu sein um ein unverkrampftes Miteinander erreichen zu können. 

 



Da kommt sie
jung, sehr jung
nett & freundlich
sagt Hallo
das war unser Gespräch
sie lächelt
& sieht gut aus
ihr T-Shirt ist durchsichtig
der BH ist zu sehen
warum trägt sie ein durchsichtiges T-Shirt
Quatsch die Frage lautet
warum trägt sie einen BH
das ist es was mir durch den Kopf geht
eine junge Frau die mich anlächelt
& deren BH sichtbar ist
wir kennen uns kaum
ich stelle mir vor
wie sie aussieht ohne diesen BH
ohne Kleider
ich lächele zurück
sage tschüs & sie geht wieder
ohne mich zu Ohrfeigen
die Gedanken sind frei
oder die Gedanken sind die Tat





Sie ist lieb
schön & genau meine Wellenlänge
in jeder Hinsicht
eine Frau zum verlieben
etwas zu jung vielleicht
aber
ansonsten total richtig
wo soll ich hinsehen
wenn wir zusammen sind
zu schöne Augen
zu weibliche Formen
zu großer Ausschnitt
ich versuche es mit ihrem Schmuck
zahlreiche Ohr - & Fingerringe
stehen ihr gut
trotzdem immer wieder
ihre Attraktivität betrachten
dein Körper in Gottes Händen
ist Gott in mir
oder bin ich Gott ?
meine Hände an ihr
ich studiere sie & ihren Körper
& weiß doch das ich ihr nichts zu geben habe
armes Ding


An der Bushaltestelle
warte ich auf den Bus
laufe auf & ab
während ich Leute beobachte
da sitzt eine junge Frau
Schulter lange rotblonde Haare
Kleidung die auf zwei&zwanzig
bis fünf&zwanzig schließen lässt
stimmt mit dem netten Gesicht überein
ihre Augen sind wach
der Rest wirkt müde & allein gelassen
sie hat viele Sommersprossen
im Sommer sieht sie sicher noch niedlicher aus
wahrscheinlich steht sie gleich auf
kommt zu mir her & fragt
ob ich Zeit habe & ob sie mich zu sich
auf einen Kaffee einladen darf
sicher habe ich Zeit & sicher darf sie
wir gehen zu ihr & machen es uns gemütlich
wir passen so gut zusammen das alles Reden
überflüssig ist, wir ziehen uns aus
& schlafen miteinander
plötzlich steht sie auf & kommt auf mich zu
lächelt mich an & fragt
während mir fast das Herz stehen bleibt
„ können Sie mir sagen wie spät es ist ? "
 nein kann ich leider nicht
sie hat Sie zu mir gesagt & mich nach
der Uhrzeit gefragt statt mit mir
schlafen zu wollen
Frauen sind schon komisch


Abgerissen

Kurze Kurzgeschichten auf ein, zwei oder drei Seiten. Meine Überlegungen sehen vor, die im Laufe der Jahre entstandenen, aus der Form geratenen Gedichte, als kurze Kurzgeschichten in einem Buch zusammen zu fassen.




 
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