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Willkürliche Zeilenumbrüche
 

Mittwoch 05.07.2017, 4 neue Texte


F
olgt man der Idee
dass es keine Wahrheit gibt
sondern nur Wirklichkeiten
von denen jeder einzelne Mensch
eine individuelle Wirklichkeit hat
die sich immer wieder verändert
dann kann es auch keine Lügen geben
Entweder handelt es sich um Wahrnehmung
& deren Deutung & Wertung
oder um die Vorstellung
wie Wirklichkeit sein könnte
In beiden Fällen geht es um
Einbildungskraft
Individuelles Erleben lässt sich
nicht verallgemeinern
Die Lüge ist keine Lüge
Was aber
wenn jemand absichtlich etwas
anderes sagt
als es die eigene Wahrnehmung
& deren Deutung & Wertung nahelegt
Wenn also die eigene Wirklichkeit
anders beschrieben wird
als selber wahrgenommen
Hätte das Wort Lüge
dann eine Berechtigung
Vielleicht
doch es wird sich niemals heraus finden lassen
ob die Wahrnehmung des vermeintlichen Lügners
nicht doch so ist
wie von ihm beschrieben
oder ob die Deutung & Wertung
der Wahrnehmung sich auf
Überzeugungen & Ideale gründet
die dem vermeintlichen Lügner
die Aussagen aufzwingt
In diesem Fall wäre dieser Lügner
fest davon überzeugt
seine Wahrheit zu sagen
obwohl sie seiner eigentlichen Wahrnehmung
& Deutung & Wertung der Wahrnehmung
entgegensteht
& somit kein Lügner mehr
Der Wahrheit & der Lüge bezichtigen
kann sich also nur der jeweilige
Wahrheitsager oder Lügner selbst
Für Außenstehende ist es unmöglich
Wahrheit & Lüge zu identifizieren
sie bleiben leere Begriffe
Wir müssen uns miteinander
auseinander setzen
Diskussionen führen
uns gegenseitig achten
& respektieren
anstatt uns gegenseitig
als Lügner zu bezeichnen
& die Wahrheit
als unser Alleinstellungsmerkmal
anzusehen


Die Dunkelheit
verstärkt ihre Wirkung &
dehnt ihren Wirkungskreis aus
Am späten Abend des ersten August
des Jahres zweitausend&sechzehn
versuche ich etwas von der Ruhe
der halbdunklen Stimmung
& der expandierenden Nacht
in mir wirksam werden zu lassen
Doch der innere Aufruhr
ist nicht zu stoppen
Barrikaden aus Zweifeln
brennende Schamgefühle
des schlechten Gewissens
& fliegende Backsteine destruktiven Denkens
zerstören die Hoffnung
auf ein unbeschwertes Sein
Das interne Chaos
steht im krassen Widerspruch
zur Harmonie der direkten Umgebung
& ist ein Spiegelbild der globalen Geschehnisse
Verunsicherung, Unfreiheit, Existenz- &
Wohlstandsverlustangst & Zerstörung
aller Orten
Je dunkler sich die Nacht darstellt
um so heller wirken die elektrischen
Zeichen menschlicher Kultur
Was wäre die Menschheit ohne Kultur?
Säugetiere im Kampf ums überleben
Was ist die Menschheit mit Kultur?
Säugetiere die sich auf vielfältige Weise
zum Ausdruck bringen
& ums überleben kämpfen
Anpassung bedeutet Schutz für die Gattung
aber auch Einschränkung der Entfaltung
Nichtanpassung birgt Gefahren
ist aber des Menschen identitätsstiftende
Fähigkeit
Die Nacht wächst
& mit ihr das Gefühl
der Einzigartigkeit als
einzig gleiches Merkmal
allen Lebens



Wer sich noch keine eigene Meinung
zu einem bestimmten Thema
gebildet hat
sei es
weil zu dem Thema zu wenige
Informationen zur Verfügung stehen
oder weil
aus welchen Gründen auch immer
noch nicht genügend Informationen
herangezogen wurden
oder weil die zur Verfügung stehenden
Informationen so widersprüchlich sind
dass eine auf feste Überzeugung beruhende
eigene Meinung nicht möglich ist
sollte
anstatt seinem subtilen
auf Angst & Vorurteilen beruhenden Gefühl
zu dem betreffenden Thema
durch pseudo- selbstbewusste Äußerungen
Ausdruck zu verleihen
lieber die Suche nach der selbstbewussten
eigenen Meinung äußern
Denn peinlich & unprofessionell ist es nicht
auf der Suche nach Überzeugungen zu sein
sondern Meinungen zu äußern
die nicht aufgrund von
Informationen & selbständigem Denken
entstanden sind
sondern aufgrund von Manipulation
Bequemlichkeit oder Egozentrik
gebildet wurden
Viele Menschen lassen sich beeindrucken
von abstrusen Sätzen oder kryptischen Texten
weil sie glauben
diese entstammten einem großen Denken
Würden sie diese Aussagen überprüfen
& die Sätze analysieren
müsste ihnen Auffallen
dass am Ende keine belastbare Aussage
übrig bleibt
Als wollten die Menschen hinters Licht
geführt werden
konsumieren sie die Fassaden Texte
wie ein gutes Essen
Es kann nicht falsch sein
was richtig klingt
Sich die eigene selbstbewusste
Meinung zu bilden
scheint eine zu große
Herausforderung zu sein
Viel leichter & bequemer ist es
gefährlichen Schwätzern
zu verfallen

D
er Pfeifton einer Diesellok
die Wagons mit Bier & Steinen
durch den Ort
der ehemals ein Bad war
zieht
schallt durch die
mit Regen durchwirkte
Abendluft
des elften August zweitausend&sechzehn
Die nass-kalte Luft
lässt eher an Oktober denken
aber so
wie es kein Recht auf eine
lebenswerte Zukunft gibt
so gibt es kein Recht auf
zeitgemäßes Wetter
Der Pfeifton der Lok dient dazu
Menschen davon abzuhalten
die Gleise der Bahnanlage zu befahren
oder zu begehen
wenn der Zug naht
Vielleicht hat das Warnsignal
schon oft Unfälle verhindert
dennoch kam es schon häufig
zu verheerenden & tödlichen
Zusammenstößen
Es gibt ein Recht auf ein unversehrtes Leben
aber kein Recht auf ein unversehrtes Leben
Es gibt auch kein Recht zu überleben
Im Gegenteil
Es gibt in gewisser Weise
eine Pflicht zu sterben
Nicht jedes Zeichen wird wahrgenommen
nicht jedes wahrgenommene Zeichen
wird richtig gedeutet
Sehr viele Zeichen stehen auf Sturm
auf Zerstörung, Entbehrung, Leid
& künstlich herbei geführten Tod
Doch der Reiz der Völlerei ist groß
Egozentrik ist auf sofortige
Bedürfnisbefriedigung programmiert
Der Profit befriedigt für Sekunden
das gekränkte, wie das aufgeblähte Ich
& heiligt somit die Mittel
& bagatellisiert die Folgen
der zum Profit führenden Taten
Der Pfeifton ist nach mehrmaligem Klingen
in der nassen Abendluft verklungen
Einzig des Regens Lautieren
ist zu vernehmen
Es wirkt Alles so ungefährlich
& zukunftsweisend
Bald schon wird sicherlich wieder
Irgendjemand oder Irgendetwas
vor Irgendjemandem oder Irgendetwas
warnen
Hilfreich wäre es
die Zeichen richtig deuten zu können



Mittwoch 07.06.2017, 5 neue Texte


I
ch komme nicht her
Ich gehe nicht weg
Ich bleibe im Dazwischenmeer
mit dem Sinn & Zweck

mich zu positionieren
ohne mich zu assimilieren
Ich lasse mich nicht korrumpieren
um vermeintliche Dazugehörigkeit zu generieren

Ich bin da, ohne hier zu sein
Ich bin hier & nichts Anderes ist da
Ich mache mich mit Nichts gemein
bevor ich nicht in dessen Seele sah

Ich will nicht dazu gehören
stattdessen alle Prinzipien stören
& meine Überzeugungen beschwören
Ich lasse mich von Individualität betören

Ich entbehre jegliche Gemeinsamkeit
& bin doch ein Diplomat
Ich benötige die Menschen wie die Einsamkeit
Das Leben ist ein ständiger Spagat

zwischen Extreme & Durchschnitt
Jede individuelle Regung ist ein guter Schritt
doch das devote Marschieren im Gleichschritt
ist nichts anderes als Bullshit

Ich will nicht mit der Masse laufen
Ich will nicht mit Euch stehen
Ich lasse mich nicht kaufen
Ich lasse mich nach meinen Regeln gehen


M
ein Ende ist nicht
Das Ende ist aber
Mein Ende
ist gewiss
doch ungewiss sind
Wann & Wo & Wie
wird mein Ende
zum Leben erweckt
& mein Leben dahin gestreckt?
Es gibt keine Antwort
selbst wenn es sie gäbe
könnte ich sie nicht verstehen
Das Leben wird
so lange weiter gehen
bis die Lebensgrundlagen vergehen
In welche Energie
wird die Lebensenergie verwandelt
wenn sich das Leben den Tod
einhandelt?
Die sogenannten harten Wissenschaften
sind nur so hart wie ihr
Aktuelles Wissen
ist immer nur die Ahnung
von einer halluzinierten Wahrheit
Das Ende ist
Ein Anfang beinhaltet theoretisch
alle Möglichkeiten
Jede Entscheidung für eine Möglichkeit
schränkt die Möglichkeiten ein
& eröffnet gleichzeitig
neue Möglichkeiten
die es ohne die vorherige Entscheidung
nicht gegeben hätte
Möglich ist
dass nach dem Ende
mehr möglich ist als vorher
Weder das Nichts
noch das Grauen
noch das Paradies
erscheinen mir überzeugende
Vorstellungen zu sein
Warum sollte ich mich gedanklich
mit drei Möglichkeit zufrieden geben
wenn es unendlich viele Möglichkeiten gibt
Alles was möglich ist
ist denkbar
Alles was denkbar ist
ist möglich
Die Gefühle noch gar nicht
Berücksichtigt
man das Fühlen
erschafft man augenblicklich
Die Unendlichkeit hat
Kein Ende
ist möglicherweise
die Option nach der
Gewissheit



Von rechts
weht mir
durch das Fenster
der laue Abendwind
friedlich & sanft ins Gesicht
Von rechts
wehen mir
aus verschiedenen Ländern & Gruppierungen
kriegerisch & brutal
inhumane Gesinnungen ins Gesicht
Erstaunlich
wie unterschiedlich zwei Wahrnehmungen
mit einem gleichen Faktor
sein können
Jede Situation besteht
aus Einzelteilen
die verändert werden können
Der Wind kann nicht abgestellt
das Fenster aber geschlossen werden
Der inhumane Zeitgeist
kann nicht vertrieben
die Bildung aber ausgeweitet
& die Ungerechtigkeit vermindert werden
Minderwertigkeitskomplexe
lassen sich nicht einfach in Selbstbewusstsein
Versagens-, Demütigungs-, & Rachegefühle
nicht einfach in
Mitgefühl & Selbstverantwortung
verwandeln
Solche Veränderungen
bedürfen eines langwierigen
& arbeitsreichen Prozesses
länger & arbeitsreicher noch
als die Entstehung der destruktiven
Gefühle
sich selbst & Anderen gegenüber
Es gibt keine schnellen & bequemen Lösungen
für Probleme die Jahrzehntelang
durch Armut, Ausgrenzung, Stigmatisierung
& Vorurteile genährt wurden
Gewalt ist Ausdruck
sozial-emotionaler Hilflosigkeit
& seelischer Verkümmerung
Sehr gute Grundversorgung
die möglichst durch eigenes Handeln
erreicht werden kann
& sehr gute Bildung
die nicht die Leistung & potentielle
Verfügbarkeit auf dem Arbeitsmarkt
zum Ziel hat
sondern die Persönlichkeitsentwicklung
& die Befähigung zum eigenständigen Denken
als Hauptanliegen verfolgt
Woher der kriegerische & brutale Wind weht
ist völlig irrelevant
Einige Ideologien haben lange Traditionen
& sind daher leichter zu multiplizieren
Entscheidend ist
dass gedemütigte & gekränkte
sich ungeliebt & nicht liebenswert fühlende
Menschen
leichter zu manipulieren sind



D
rei&zwanziguhrsieben&zwanzi
mitteleuropäischer Zeit
In Mitteleuropa beherrschen
südeuropäische Temperaturen
die Wahrnehmung
Die Nächte Mitte Juli im Jahr
zweitausend&sechzehn
sind badewannenwasserwarm
Sorgloses Einschlafen &
entspannter Schlaf sind
seltene Geschenke des Himmels
oder der gefestigten Psyche
Wer sich jetzt hinlegt
muss gegen das Schwitzen kämpfen
& kämpfen fördert das Schwitzen
Glücklich ist
wer die Zeit verlassen kann
sich erlaubt die Zeit zu verlassen
Anstatt um festgelegte Stunden
zu ringen
Die Zeit für die aktuelle Bedürftigkeit
unter Berücksichtigung der Bedingungen
nutzen
Am östlichen Nachthimmel
befindet sich ein
zu sieben Achtel erleuchteter Mond
der in einem überirdischen Orange
die optische Wahrnehmung dominiert
& alle anderen Schönheiten
für eine gewisse Zeit minimiert
Die vermeintliche Geisterstunde
rückt bedrohlich oder erwartungsfroh näher
Die Bedingungen um in Schlaf finden zu können
veränderten sich in der letzten halben Stunde
nur marginal
Doch die Bedenken
nicht in Schlaf zu kommen
gehen über die Frage der Lufttemperatur hinaus
Das schwül-warme Wetter bietet
optimale Bedingungen für Stechmücken
& das notgedrungen weit geöffnete Fenster
bietet Stechmücken freien Einflug
in das Schlafgemach
Allein der Gedanke an eine Stechmücke
auf Blutsuche
lässt Blutdruck & Adrenalinspiegel steigen
Wer schlafen will
benötigt Bedingungen
die Schlaf begünstigen
Während des Lesens
des durchaus anspruchsvollen Buches
verschwimmen die Gedanken
wie Tinte in einem Glas voll Wasser
Die Augenlider klappen zu
wie der Kofferraumdeckel eines alten Autos
& der Kopf sackt immer wieder
nach vorn, hinten oder zur Seite
wie ein taumelnder Nachtfalter
im Lichtkegel einer Lampe
Aber schlafen
bei den Bedingungen?
Unmöglich


D
ie sogenannten zivilisierten Staaten
leben in einer Übergangszeit
noch immer
zum größten Teil
in Wohlstand & Sicherheit lebend
befinden sich sowohl Wohlstand
als auch Sicherheit im Zerfall
Je radikaler die Methoden werden
um vermeintliche Sicherheit zu erzwingen
& je besessener die Menschen versuchen
an ihrem Wohlstand festzuhalten
um so rasanter schreitet der Zerfall fort
Wohin diese Übergangszeit
die einzelnen Gesellschaften führen wird
ist unklar
Klar scheint allerdings zu sein
dass es extreme Veränderungen geben wird
denn das Abnehmen des Wohlstandes
& der Freiheit durch Sicherheit
ist schon schleichende
Veränderung
hin zu alltäglichem Terror
& dieser führt zu Unterdrückung
& schließlich zum Bürgerkrieg
Menschlichkeit & Menschenrechte
werden im Zuge der Angst
um eigene Privilegien
an Bedingungen geknüpft
Nur wer bestimmte Voraussetzungen erfüllt
gehört zu den Privilegierten
Die Egozentriker, Hetzer
& Kriegstreiber
scheinen die Deutungshoheit
über das richtige menschliche
Zusammenleben zu erlangen
& die vermasste Masse folgt ihrer
Propaganda
Im Namen der Demokratie
wird die Demokratie instrumentalisiert
für die selbst ernannten Eliten
& gegen die Menschlichkeit
Vielleicht aber
kann es noch gelingen
die Übergangszeit zu nutzen
um eine neue Art des Zusammenlebens
zu gestalten
in dem Alles möglich ist
was keinem schadet
Es bleibt nicht mehr viel Zeit
& die Egozentriker & Ideologen
werden immer mächtiger
Der Wohlstand unter ihrer Herrschaft
wird nicht gerechter verteilt werden
& sicher werden nur die sein
die sich vollständig assimilieren
in die National- oder Religionsideologie
& dabei das selbständige Denken, Fühlen
& Handeln aufgeben
Die Zeit der Übergangszeit läuft ab
& je länger wir warten
mit der neuen Gestaltung
der Gesellschaft
in der alle Menschen
gleichwertig, gleichwürdig
& gleichberechtigt sind
um so größer wird die Wahrscheinlichkeit
dass unsere Hochkultur
in einem Bürgerkrieg
brutal & zerstörerisch
vernichtet wird



Mittwoch 10.Mai 2017 - 4 neue Texte

D
ie Gedanken über den Tod
verändern sich im Laufe der Zeit
von abstrakt zu konkret
Lange Zeit war der Tod ein Phänomen
welches nichts mit dem Leben zu tun hatte
Ein Ereignis
dass in einer fernen Zukunft
irgendwann eintreten würde
Für das Jetzt unbedeutend
Trotz des Wissens über die
Spontanität des Todes
der jederzeit seine Tätigkeit aufnehmen kann
war der theoretisch mögliche Tod
keine Option für die Praxis
Inzwischen hat sich viel Zeit in die
Unendlichkeit verabschiedet
& die Gedanken über den Tod
haben sich dem praktischen Tod angenähert
Es gab Zeiten
da war der Ausblick
fünf&zwanzig Jahre in die Zukunft
zwar schwierig & undeutlich
aber auf keinen Fall mit dem Tod verbunden
Inzwischen ist die Wahrscheinlichkeit
in fünf&zwanzig Jahren nicht mehr zu leben
relativ groß
In fünf&zwanzig Jahren stehst du
ganz weit oben auf der Liste des Todes
oder wurdest bereits gestrichen
Diese Erkenntnis
verändert etwas in der Wahrnehmung
des Leben
Das Jetzt gewinnt schleichend
an Bedeutung
wenn das Morgen an Wahrscheinlichkeit
verliert
Die Gedanken über den Tod werden
Persönlicher Zugang zum Thema
so heißt es
sei positiv
Vielleicht ist ja etwas dran
am Leben nach dem Tod
in einem
wie auch immer gearteten Paradies
& die ganze Angst & Unsicherheit
erweist sich als unnötig
Aber was ist wenn die Hölle ruft
Herzlichen Glückwunsch
Wahrscheinlich aber
wird nach dem Tod alles aus sein
Das große Nichts
Aber Nichts ist weder groß
noch klein
Als Nichts
wird es egal sein
was vorher war
Der Tod wandert auf mich zu
& winkt mir von Weitem


I
ch bin
In meinem Gehirn
wirkt der Wein
also denke ich
weinlastige Gedanken
die sich inhaltlich nicht
unterscheiden von Nüchternen
Allein
sie sind zwangloser
dürfen einfacher sein
Es gibt zu vieles zu bedenken
& zu erdenken
& immer wieder entstehen Gedanken
Gute Gedanken manchmal
vielleicht auch Grandiose
doch sie lassen sich nicht halten
Sie kommen & gehen
bleiben nicht bestehen
lassen sich nicht weiter ausgestalten
Jeder Gedanke ist eine Befreiung
Aus der Gedankenlosigkeit
können sich Gefühle ausbreiten
die durch Demütigung, Unterdrückung
Gleichgültigkeit oder Überforderung
entstanden sind
& sich dann
aus Mangel an Selbstreflexion, Impulskontrolle
Mitgefühl & Frustrationstoleranz
in Hass , Verachtung
& Narzissmus verwandeln
um anschließend das Denken
zu korrumpieren
welches wiederum
egozentrische Gefühle rechtfertigt
Ein Teufelskreislauf
der ebenso gut Gotteskreislauf
heißen könnte
Denn Gott ist eine
von unendlich vielen
Funktionen im Gehirn
Der Mensch konstruiert
nicht nur seine Umwelt
sondern zuerst einmal sein Denken
& Fühlen & daraus
lässt sich Glauben
destillieren
Alles wäre gut
blieben sie mit ihrem Glauben
bei sich
Glauben ist eine besonders kreative
Form der Phantasie
gegen die nichts einzuwenden ist
solange sie keine Dogmen
an die Herzen der Menschen nagelt
auf deren Missachtung
in Diesseits wie im Jenseits
hohe Strafen folgen
Der Wein entlastet das Sein
& belastet die Unabhängigkeit
Ist
wer sich durch Etwas
belastet & entlastet
Am Ende(?)
aller Gedanken
Angekommen
ist
wer nicht mehr
weg will

S
eltsam
seit vielen Jahren werden
überall auf der Welt
terroristische Attentate verbrochen
Menschen sterben, werden schwer verletzt
Diese Verbrechen nehmen wir
mit einem gewissen
routinierten Bedauern hin
Plötzlich sind wir nicht mehr nur bewegt
sondern schockiert & entsetzt
& zutiefst betroffen
Als wenn Opfer mit der gleichen Nationalität
wie wir selbst
mehr Anlass zu Trauer & Verzweiflung böten
Als wenn nicht schon lange klar
gewesen wäre
dass Terror keinen Halt macht
vor nationalen Grenzen
Als wenn nicht schon seit Jahrzehnten
viele Menschen gewarnt hätten
vor den Folgen der Wirtschafts- &
Friedenspolitik der westlichen Industrienationen
Armut & Demütigung erzeugen Verbrechen
Frieden lässt sich nicht herbei bomben
Je mehr traumatisierte & hoffnungslose
Menschen es gibt
um so höher ist die Wahrscheinlichkeit
dass einzelne Menschen
die sich unter diesen Menschen befinden
ihrer Verzweiflung
durch Terror Ausdruck verleihen
Eigentlich wurde schon Alles geschrieben
Jeder könnte sich umfassend informieren
über die Zusammenhänge von Wirtschafts-
Friedens-, Sozialpolitik & Verbrechen
Aber wir müssen weiter schreiben & reden
Wir dürfen die Worte nicht denen überlassen
die Wörtern ausnutzen
um zu pauschalisieren
die eigenen Verantwortung leugnen
Menschenrechte zu verachten
& sich als Heilsbringer zu inszenieren
Wir dürfen den Fremdenhassern
& Nationalisten nicht die Hoheit
über die Worte
& nicht die Deutungshoheit
über die politischen Zusammenhänge
einräumen
Stellung beziehen
immer wieder
auch wenn es noch so sinnlos erscheint
Wer nicht hören will
wird nichts verstehen
Sie sind überzeugt davon
zu den Guten zu gehören
& im Recht zu sein
weil ihre Empathiefähigkeit nur
für ihresgleichen reicht
Wir werden mit Hass & Krieg
den Hass & den Krieg nicht besiegen
sondern befördern
zum allgegenwärtigen Zustand
Schaffen wir lebenswerte Gegenden
weltweit & überall
Wir haben alle Möglichkeiten
Anstatt unsere Fähigkeiten
gegeneinander einzusetzen
& unsere Ressourcen
dekadent zu verschwenden
sollten wir sie nutzen
für weltweiten Wohlstand
für alle Menschen

E
ine atmosphärische
Abendstimmung
um zwei&zwanzig Uhr
an diesem Tag Ende Juni
umhüllt meine Unzufriedenheit
Als wollten mir die Vögel
durch ihren
die Stille ergänzenden Gesang
& die Wolken
durch ihr
Skulpturen konstruierendes
& dekonstruierendes Quellen
mitteilen
dass es zwar sinnvoll & notwendig ist
an Allem zu zweifeln
aber sinnlos & überflüssig
an diesen Zweifeln zu leiden
Die Wolkengebilde kommen & gehen
der Vogelgesang wird immer leiser
bis er bei einer bestimmten Dunkelheit
vollständig verstummt
Alles ist in ständigem Wandel
Das Leben ist unentwegtes
Konstruieren & Dekonstruieren
als des Lebens
zugrunde liegende
Prinzipien
die nicht auf Einschränkung
& Unterdrückung basieren
sondern Vielfalt & Bereicherung
durch individuelles Gestalten
ermöglichen
Kein Größenwahn
keine Zerstörung
vielmehr deren Gegenteile
Gestalten & Umgestalten
Es fehlt nicht an Möglichkeiten
nur an internen & externen
Bedingungen
müssen geschaffen werden
Um das Mögliche
erreichen zu können
reicht es nicht aus
sich das bisher Erreichte
auf die Fahne zu schreiben
& in Stein zu meißeln
Kein Schritt
bringt absolute Erkenntnis
Jedem Schritt ging ein Schritt voraus
& jeder Schritt ermöglicht einen
weiteren Schritt
der über den vorigen hinaus geht
Egal ob es sich um einen körperlichen
geistigen oder emotionalen Schritt handelt
Darüber hinaus gehen
meint nicht die Entfernung
sondern das Erweitern der Wahrnehmung
Auch ein Schritt nach Innen
kann Erkenntnis bringen
& neue Welten erschließen




Donnerstag 04.05.2017 - 5 neue Texte

Anstatt glücklich zu sein
Solange es noch geht
die Glücksmomente wahr-
& freudig annehmen
der Ohnmacht alle
Macht gewähren
& ihr Alles unterordnen
Die Schönheit des Lebens
die Momente der Erfüllung
die Augenblicke der Ekstase
die Liebe zum Sein
einsperren
& in den Kerkern der
Hoffnungslosigkeit sterben lassen
Das vermeintlich Große
& Unveränderliche
lastet derart gewichtig
auf dem Denken
dass kein leichter
geschweige denn unbeschwerter
Gedanke möglich ist
& so sterben schleichend
die Illusionen & Utopien
die nötig wären um
Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln
die es ermöglichen könnten
unbeschwert zu leben
ohne substanzlos & gleichgültig zu sein
Aber die Macht der Ohnmacht
neigt zur Lethargie
bereitet dem Phlegma die Wege
oder bewirkt Fatalismus
Antriebslos der Erstarrung
der Menschlichkeit beiwohnen
& aus Mangel an positivem Erleben
keine Kraft & Lust verspüren
der Unmenschlichkeit
entschieden entgegen zu treten
Ein Leben ohne Leidenschaften
Zwischen Angst & Verzweiflung
sich aufreiben
& so dem Hass & der Verachtung
Vorschub leisten
denn sie gedeihen prächtig
im Klima der Egozentrik
Die Metamorphose der Menschen
vom freien Individuum innerhalb
einer Gemeinschaft
über abhängige Mitglieder
eines Vereins mit Zulassungsbedingungen
zu Egozentrikern in einem
elitären Club
ist das Gegenteil dessen
was nötig wäre
um menschliche Gemeinschaften
zu gestalten
in denen die Gleichwertigkeit
& Gleichwürdigkeit alle Menschen
angestrebt wird
Der Ohnmacht
Liebe entgegen setzen



E
s wird passieren
aber vielleicht habe ich dann
wenn es passiert
den größten Teil
oder sogar Alles hinter mir
& kann dem tödlichen Treiben
welches die Menschen veranstalten werden
gelassen zuschauen
entweder als Lebender
der nichts mehr zu verlieren hat
oder als Toter aus dem Jenseits
Vielleicht aber
& das deutet sich an vielen Stellen an
kommt der Zusammenbruch
der vermeintlich zivilisierten Gesellschaften
früher als erhofft
Gesellschaften die sich in zwei
extreme & radikale Lager spalten
sind dem Untergang geweiht
Selbst ohne die Spaltung in Arm & Reich
gibt es so viel zu verändern
dass es fast aussichtslos erscheint
all die Probleme der Menschheit
auch nur ansatzweise einzudämmen
geschweige denn zu lösen
Durch die massive Entfernung
der Menschen voneinander
erscheint ein friedliches & konstruktives
Zusammenleben der Menschen
quasi unmöglich
Die Versöhnung der Feinde
erscheint undenkbar
Zu verschieden sind die Prinzipien
zu groß & schmerzhaft die Wunden
Wenn das Unmögliche
die einzige Möglichkeit ist
wird Verdrängung zur Lebensstrategie
Eine Strategie die das Überleben nicht sichern kann
Jede Ideologie ist ist ein Werkzeug
zur Zerstörung
Der Vielfältigkeit
allen Raum zur Gestaltung geben ist
Die Hoffnung
auf ein Überleben der Menschheit
nach der großen Kollision der Ideologien
ist durchaus berechtigt
Allein es werden sehr wenige sein
die überlebt haben werden
wenn es passiert sein wird
Der Untergang der hoch entwickelten
Gesellschaften ist eine Frage der Zeit
Wir könnten es wissen
wenn wir es wissen wollten
Aber Veränderung ist zu bedrohlich
& zu anstrengend
Wir sollten das Unmögliche anstreben



A
us dem Wolkenstau
hoch über der Gemeinheit
des Denkens
der Allgemeinheit
entweicht Wasser
& bewegt sich
der Schwerkraft folgend
in unzählbar vielen Tropfen
durch die Luft
in Richtung Erdoberfläche
Ein enormes Rauschen
ist zu ver-
Nehmen & Geben
als gleichwertige Partner
Betrachten
heißt nicht zwangsläufig
Erkennen
dass die Extreme
zwar nicht selbst erschaffen
aber doch selbst mächtig gemacht wurden
setzt kritische Selbstreflexion
Voraus
zu gehen
scheint als Argument zu reichen
Alles zu rechtfertigen
Die Legitimation wurde selbst
Gezeugt wurde das Kind nicht
mit der Absicht
einen Mörder zu erschaffen
& doch werden Kinder häufig
so lange gedemütigt & oder manipuliert
bis sie abstumpfen gegen die eigenen
& die Gefühle anderer Menschen
Diese Kinder
die aus Selbstschutz
ihre Gefühle von sich abgespalten haben
sind leicht zu instrumentalisieren
für eine vermeintlich große Sache
Um sich selbst aufzuwerten
werden andere Menschen abgewertet
Weiterhin stürzen Wassermassen
durch die Atmosphäre
& bilden
wenn ihr Fallen beendet ist
Pfützen & Bäche
die gelegentlich zu Seen
& reißenden Flüssen
Anschwellen
können Probleme
Jederzeit sollte der Mensch
Bereit sein zu sterben
gefasst sein auf eine Katastrophe
& doch sich einsetzen für das Leben
Die Freiheit jedes einzelnen Menschen
& dessen Grundversorgung
könnten viele mächtige Katastrophen
entmachten
& somit die Folgen abschwächen
Regen ist Regen
ist Natur
Aber wie wir mit der Natur
& ihren Auswirkungen umgehen
ist Kultur
Etablieren wir die Kultur des Hoffens
& der gegenseitigen Wertschätzung
& nicht die des Ignorierens
& Ausgrenzens



Das Gesicht im Spiegel
unrasiert
seit ungefähr einer Woche
könnte wieder einmal enthaart werden
um den Anschein
schleichender Verwahrlosung
etwas entgegen zu setzen
obwohl einer seelischen Verwahrlosung
körperlich nur schwer bei zukommen ist
Vielleicht aber
versucht das Spiegelbild
bzw. der sich spiegelnde Mensch
dem langsamen Zerfall
des alternden Körpers
durch einen Bart
etwas entgegen zu setzen
& zum Hipster zu werden
Fast der ganze Körper
des modernen Menschen
muss zwanghaft von jedem Haar befreit werden
nur im Gesicht muss das Haar wuchern
& auf dem Kopf werden aus den Haaren
Skulpturen errichtet
Denkmäler der eigenen Jugend & Schönheit
Das Gesicht im Spiegel
ist ein sehr bekanntes Bild
Seit fast fünfzig Jahren
ein Lebensgefährte
In Veränderung begriffen
aber der Ausdruck
hat sich in all den Jahren
nicht großartig verändert
Eine gewisse beschwerte Traurigkeit
schaut aus dem Spiegel heraus
als könnten chronische Einsamkeit
& Traurigkeit etwas bewirken
dass in einer undefinierbaren Zukunft
so etwas wie Zufriedenheit entstehen ließe
Die Spuren in dem Gesicht
sind die gleichen Spuren
wie vor dreißig Jahren
nur eben gravierender
Das Leben hat alle Merkmale vertieft
In den Augen ist keine Spur von Freude
aber viel ehrliches Interesse
an der kleinsten Kleinigkeit
& an der größten Größe
zu erkennen
Das Gesicht im Spiegel
dominiert von grauen Haaren
strahlt
trotz aller Destruktivität
die Tendenz zur Kreativität aus
Ein alter Mann sieht sich im Spiegel
der nicht weiß was ein alter Mann ist
& sich manchmal fühlt wie ein Säugling
dann wieder wie ein Sterbender
zumeist aber wie ein Versager
Das Gesicht im Spiegel
ist ein Kunstwerk
des Augenblicks



Auf der linken Seit
des aufgeschlagenen Buches
befinden sich mehrere Blutflecke
Keine Verkaufsstrategie des Verlages
um bei den potentiellen LeserInnen
während des Lesens
einer blutigen Geschichte
einen zusätzlichen Schauer zu bewirken
Das Buch ist kein Krimi
Die Seiten des Buches
sind mit Gedichten beschrieben
Keine schöngeistigen Verse
eher dreckige Sätze
Bier- & Rotweinflecken
& Zigarettenlöcher wären
die richtigen Kunstwerke
auf den Seiten dieses Buches
Aber es sind Blutflecken
die ich sehe
Ich erinnere die Situation
in der sie entstanden sind
Eine Stechmücke versuchte
immer wieder an mein Blut zu gelangen
Ein bis zwei Mal war es ihr
bereits gelungen
etwas von meinem Blut zu konsumieren
Die Einstichstellen waren stark geschwollen
& juckten extrem
Immer wieder versuchte ich die Mücke
zu erwischen
immer wieder verschwand sie
in die Unsichtbarkeit
Das Sirren einer Stechmücke
lässt meinen Puls beschleunigen
der Körper produziert Adrenalin
& ich fange an zu schwitzen
Irgendwann setzte sich die Mücke
auf die linke Seite des Buches
in dem ich versuchte zu lesen
Tiere zu töten
bereitet mir kein Vergnügen
& ich vermeide es größtenteils
Bei Stechmücken mache ich Ausnahmen
Ich werde angegriffen
& habe keine Möglichkeit
die Situation anderes zu entspannen
Ich sah die Mücke
& mit einem reflexartigen Schlag
schmierte ich sie auf die Buchseite
Einige Zeit betrachtete ich
mein Werk
mit einem Mischgefühl aus
Genugtuung & schlechtem Gewissen
Anschließend las ich noch einige Zeit
ungestört Gedichte





 
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